Bericht von der Orgel- und Kulturfahrt nach Bayreuth 2017
„Bayreuth – nur nach Bayreuth?“, könnte man fragen. „Die gesamte Welt kommt nach Bayreuth zur Festspielzeit Ende Juli bis Ende August“, könnte man antworten. Warum also nicht auch wir, 30 Teilnehmer aus allen Ecken des Erzbistums am Tag der deutschen Einheit und neugierig auf Kirchen, Orgeln und Kultur in Bayreuth. Regionalkantor Christoph Krückl als Hausorganist der katholischen Schlosskirche empfing denn auch weltoffen mit einer eigens verfertigten, 12-seitigen Infobroschüre die Gäste: Organisten, Orgelschüler mit Familie oder einfach kirchenmusikalisch Interessierte mit Familien. Vorgestellt wurden zunächst Kirchengebäuden mit ihren Instrumenten und kirchliches und kirchenmusikalisches Leben in Bayreuth, zwar nur in ihren ‚highlights‘, aber die Lektüre der Broschüre vermochte zu vertiefen und weitere Neugierde zu wecken. In der katholischen, ehemals markgräflichen Schlosskirche und in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche gilt die Ökumene etwas: Man hilft sich gegenseitig nicht nur aktuell während und wegen langer Kirchenrenovationsphasen, sondern schon immer ganz selbstverständlich in der Kirchenmusik.
Erstaunliches lockte der Regionalkantor seiner Orgel in der Schlosskirche bei einem Konzert mit zahlreichen barocken Meisterstücken hervor. So beflügelt fiel das Schreiten den mächtigen Aufgang des historischen Schlossturms hinauf nicht schwer. Den Bau der über 500 Jahre alten historischen Stadtkirche empfindet man als topmodern – das ist Verdienst der jüngsten Renovierung mit klugem Raum-, Licht- und Akustik-Konzept. Dass dazu die Orgel wesentlich beiträgt, welche 90 Register der beiden Instrumente, Haupt- und Chororgel, wahlweise an einem hightech-Spieltisch zusammenführt, stellte das Spiel auf dem Instrument vor Augen und Ohren.
In der Gaststätte aufgewärmt und aufgetankt promenierte man dann im Steingaeberhaus zwischen allen Preisklassen an Klavieren und Flügeln umher. Auch hier wurde Lust auf Mehr geweckt. Hier gibt es nur bestes Klavierbauerhandwerk, hier werden auch noch Innovationen entwickelt und hier geben sich die Pianisten von Weltrang heute die Klinke in die Hand wie schon damals – denkt man etwa nur an Franz Liszt. Am Ende eines Tages mit so viel Musikkultur ging es dorthin, wo Kunst herkommt: von Können ... „ohne Schweiß kein Preis“. Die Hochschule für evangelische Kirchenmusik hatte den Generalschlüssel freigegeben, sodass keine der drei so unterschiedlichen Vorzeigeorgeln sicher war. Herr Krückl führte auch diesmal sachwalterisch in Umfeld und Details ein. So blieben nach dem verdienten Beifall am Ende des Tages keine Wünsche mehr offen, nur der, einmal bald wieder in Bayreuth Musik zu hören – möglichst noch vor der nächsten Orgel- und Kulturfahrt am 3. Oktober mit neuem Ziel, auf die man sich wieder freuen darf.
Erich Staab