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Bericht von der Orgel- und Kulturfahrt 2020

Datum:
Veröffentlicht: 1.12.20
Von:
Matthias Hofknecht

Orgelpretiosen der Fränkischen Schweiz

„Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ Mit diesem Goethe-Zitat lässt sich die diesjährige Orgel- und Kulturfahrt des Kirchenmusikerverbandes kurz und knapp zusammenfassen. Ziel war heuer die Fränkische Schweiz. Neben der reizvollen Landschaft und der Biertradition bietet die Gegend auch viele interessante Orgeln, zwar keine Großorgeln wie in Waldsassen, die wir letztes Jahr besichtigen konnten, aber viele kleine Pretiosen und Schätze. Startpunkt war die 2003 erbaute Goll-Orgel der Pfarrkirche St. Martin in Eggolsheim. Genauso wie die Kirche innen und außen - im doch überschaubaren Eggolsheim - imponiert, genauso beeindruckt die 32-Registerorgel. Dass die Schweiz nicht nur für präzise Uhren und leckere Schokolade bekannt ist, ist für Orgelinteressierte nichts Neues. Die hervorragende handwerkliche Qualität und Klanggüte überraschen doch den ein oder anderen Teilnehmer. Hier reizt es besonders in die Tasten zu greifen, so wurde die Orgel gleich mit Louis Viernes „Carillon de Westminster“ und Lemmens „Fanfare“ zu Gehör gebracht. Direkt neben dem Fränkischen Hausberg, dem Walberla, liegt das kleine Dorf Leutenbach mit seiner St. Jakobuskirche, zweiter Zielpunkt der Fahrt. Johann Wolf, Orgelbauer aus Bayreuth, erbaute hier im späten 19. Jahrhundert eine Orgel mit 15 Registern mit Kegelladen. Das Instrument wurde erst kürzlich von Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein aus Cadolzburg restauriert. Er begleitete uns auf der Fahrt und berichtete aus erster Hand von den Restaurierungsarbeiten. Wie aufwändig diese Arbeiten sind, erläuterte Andreas Hemmerlein an zahlreichen Beispielen, angefangen vom Kerzenhalter über Trakturwellen bis hin zu Pfeifen, die in den Dachboden ragen und von Dämmmaterial zugedeckt sind. Nach der Mittagspause beim „Held-Bräu“ in Oberailsfeld war der Weg zur nächsten Station kurz, nämlich nur gegenüber auf die andere Straßenseite in die dortige St. Burkhardkirche. Ähnlich tat es wohl auch Johann Friedrich Heidenreich und sein Geselle, die die Orgel 1837 fertigstellten. Wie in alten Dokumenten nachzulesen ist, stellte die Wirtin für Kost und Logis einen stattlichen Betrag in Rechnung. Bier und Braten waren wohl schon damals ein Aushängeschild der Fränkischen Schweiz. Heidenreich übernahm die Fertigstellung der Orgel, nachdem der ursprüngliche Orgelbauer Engelhard Herrmann während des Aufbaus - gerade einmal 40 Jahre alt - verstarb. Auch dieses Instrument wurde von OBM Hemmerlein in den Jahren 2017/19 restauriert und befindet sich nahezu im Originalzustand. Einen warmen und satten Klang erwarten Hörer und Spieler, eine breite Palette an 8´-Fußregistern lädt zum romantischen Fantasieren ein. Freilich bedarf es einiger Gewöhnung, bis man sich auf die ein oder andere ungewöhnliche Funktion (ausgeschaltetes Register bei gezogener Manubrie), die ungewohnten Tastaturabstände oder die Sitzposition inmitten der Orgel gewöhnt hat. Keine Riesenorgel, sondern ein bescheidenes einmanualiges Instrument mit angehängtem Pedal bildete den Schlusspunkt der Rundreise. Die landschaftlich reizvoll gelegenen Klaussteinkapelle nahe Ahorntal beherbergt ein Instrument von Daniel Felix Streit aus dem Jahr 1723. Die trockene Akustik und die kurze Oktav stellen eine besondere Herausforderung an den Spieler. Die Kapelle ist eine beliebte Hochzeitsort; wie mögen wohl Brautchor und Hochzeitsmarsch dort klingen? Hier ist man doch besser mit Pachelbel und Fischer beraten. Es hätte noch viel Gesprächsbedarf gegeben, doch coronabedingt konnte kein abschließendes Beisammensein stattfinden. Das wird es hoffentlich im Jahr 2021 wieder geben.

„Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ Mit diesem Goethe-Zitat lässt sich die diesjährige Orgel- und Kulturfahrt des Kirchenmusikerverbandes kurz und knapp zusammenfassen. Ziel war heuer die Fränkische Schweiz. Neben der reizvollen Landschaft und der Biertradition bietet die Gegend auch viele interessante Orgeln, zwar keine Großorgeln wie in Waldsassen, die wir letztes Jahr besichtigen konnten, aber viele kleine Pretiosen und Schätze.

Startpunkt war die 2003 erbaute Goll-Orgel der Pfarrkirche St. Martin in Eggolsheim. Genauso wie die Kirche innen und außen - im doch überschaubaren Eggolsheim - imponiert, genauso beeindruckt die 32-Registerorgel. Dass die Schweiz nicht nur für präzise Uhren und leckere Schokolade bekannt ist, ist für Orgelinteressierte nichts Neues. Die hervorragende handwerkliche Qualität und Klanggüte überraschen doch den ein oder anderen Teilnehmer. Hier reizt es besonders in die Tasten zu greifen, so wurde die Orgel gleich mit Louis Viernes „Carillon de Westminster“ und Lemmens „Fanfare“ zu Gehör gebracht.

Direkt neben dem Fränkischen Hausberg, dem Walberla, liegt das kleine Dorf Leutenbach mit seiner St. Jakobuskirche, zweiter Zielpunkt der Fahrt. Johann Wolf, Orgelbauer aus Bayreuth, erbaute hier im späten 19. Jahrhundert eine Orgel mit 15 Registern mit Kegelladen. Das Instrument wurde erst kürzlich von Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein aus Cadolzburg restauriert. Er begleitete uns auf der Fahrt und berichtete aus erster Hand von den Restaurierungsarbeiten. Wie aufwändig diese Arbeiten sind, erläuterte Andreas Hemmerlein an zahlreichen Beispielen, angefangen vom Kerzenhalter über Trakturwellen bis hin zu Pfeifen, die in den Dachboden ragen und von Dämmmaterial zugedeckt sind.

Nach der Mittagspause beim „Held-Bräu“ in Oberailsfeld war der Weg zur nächsten Station kurz, nämlich nur gegenüber auf die andere Straßenseite in die dortige St. Burkhardkirche. Ähnlich tat es wohl auch Johann Friedrich Heidenreich und sein Geselle, die die Orgel 1837 fertigstellten. Wie in alten Dokumenten nachzulesen ist, stellte die Wirtin für Kost und Logis einen stattlichen Betrag in Rechnung. Bier und Braten waren wohl schon damals ein Aushängeschild der Fränkischen Schweiz. Heidenreich übernahm die Fertigstellung der Orgel, nachdem der ursprüngliche Orgelbauer Engelhard Herrmann während des Aufbaus - gerade einmal 40 Jahre alt - verstarb. Auch dieses Instrument wurde von OBM Hemmerlein in den Jahren 2017/19 restauriert und befindet sich nahezu im Originalzustand. Einen warmen und satten Klang erwarten Hörer und Spieler, eine breite Palette an 8´-Fußregistern lädt zum romantischen Fantasieren ein. Freilich bedarf es einiger Gewöhnung, bis man sich auf die ein oder andere ungewöhnliche Funktion (ausgeschaltetes Register bei gezogener Manubrie), die ungewohnten Tastaturabstände oder die Sitzposition inmitten der Orgel gewöhnt hat.

Keine Riesenorgel, sondern ein bescheidenes einmanualiges Instrument mit angehängtem Pedal bildete den Schlusspunkt der Rundreise. Die landschaftlich reizvoll gelegenen Klaussteinkapelle nahe Ahorntal beherbergt ein Instrument von Daniel Felix Streit aus dem Jahr 1723. Die trockene Akustik und die kurze Oktav stellen eine besondere Herausforderung an den Spieler. Die Kapelle ist eine beliebte Hochzeitsort; wie mögen wohl Brautchor und Hochzeitsmarsch dort klingen? Hier ist man doch besser mit Pachelbel und Fischer beraten.

Es hätte noch viel Gesprächsbedarf gegeben, doch coronabedingt konnte kein abschließendes Beisammensein stattfinden. Das wird es hoffentlich im Jahr 2021 wieder geben.