Bericht von der Orgel- und Kulturfahrt 2016 nach Fulda
Fulda war das Ziel der jüngsten Orgelfahrt, die stets auch Nichtmitgliedern offen steht. Fünfzehn Teilnehmern aus Nürnberg, Fürth, Erlangen, Kulmbach und dem Bamberger Land stellte der junge Fuldaer Organist und Kirchenmusikstudent Christian Seidler die Orgeln der Bischofsstadt vor. Beim Domrundgang waren zunächst zwei kleinere, aber kostbare Instrumente zu bestaunen, die Chororgel und die Chorbegleitorgel. Die Domorgel der Fa. Rieger aus dem Jahr 1997 dominierte jedoch die Aufmerksamkeit und überzeugte mit dem Farbreichtum ihrer 72 Register. Durch immer neue Registerkombinationen waren ihr unendlich viele Klangmöglichkeiten zu entlocken. Die Organisten unter den Teilnehmern nutzten die Gunst der Stunde, um an diesem herrlichen Instrument spielen zu können.
Beinahe gleich üppig war die Auswahl an Möglichkeiten aus der Speisekarte im Brauhaus Wiesenmühle. Deshalb eröffnete nach dem Genuss von Gaumenfreuden und in geselliger Runde das Instrument der Stadtpfarrkirche St. Blasius verspätet den nachmittäglichen Orgelreigen. Der Großteil ihrer 50 Register stammt aus dem Jahr 1900 und so präsentierte Christian Seider mit Werken des Fuldaer Stadt- und Domkantors Michael Henkel und mit dem großartigen Parzival-Vorspiel von Richard Wagner das deutsch-romantische Klangideal. Nach der Kaffeepause, am Spätnachmittag, konnten die Teilnehmer tief in die spirituelle christliche Botschaft eintauchen. Denn in der Kirche St. Peter/St. Lioba auf dem Petersberg hatte einst Rhabanus Maurus, bekannt als der Verfasser des Hymnus „Veni creator spiritus“, einen Kirchenbau errichtet, dessen Krypta – vor 836 erbaut – nahezu unverändert die Zeiten überdauert hat, und mit ihr die Grablege der Hl. Lioba, Mitarbeiterin des Hl. Bonifatius. Eindrücklicher als es der neu in Betrieb genommene multimediale Ausstellungsraum vermocht hätte, vermittelte Schwester Elioba aus der hier ansässigen Ordensgemeinschaft von Benediktinerinnen die Bedeutung des Ortes: Die Botschaft der hl. Lioba ist in Bezug auf die Rolle der Frau in der Kirche heute aktueller denn je. Die völlig unverändert erhaltene Orgel von 1895, aus der Werkstatt der seinerzeit hochdotierten Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt an der Oder, wurde zweimal in ihrer Geschichte durch beherztes Eingreifen vor dem Untergang gerettet, 1945, als die durch das Dach auf die Empore gefallene Bombe von Hand entfernt wurde, und später, als der Petersberger Pfarrer das abgebaute Instrument vor dem Verkauf als Schrott bewahrte und zurückholte. Das weiche, pastellene Timbre dieser Orgel verabschiedete die Teilnehmer. So bleibt Fulda sicher lange in lebendiger Erinnerung.