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Orgelfahrt 2024 in die Hassberge

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Gut vierzig Orgelbegeistere, so viele wie noch nie, versammelten sich am 3. Oktober vor der Kirche St. Kilian in Untertheres, dem Startpunkt der diesjährigen Orgelfahrt des Bamberger Kirchenmusikerverbandes. Eingeladen und gekommen waren auch Mitglieder des Evangelischen Kirchenmusikerverbandes.

Die spätbarocke Saalkirche beherbergt eine Link-Orgel mit 15 Registern aus dem Jahr 1908, das Gehäuse stammt von Johann Hoffman aus dem Jahr 1725. Zusammen mit Regionalkantor Thorsten Rascher aus Ansbach, der sich dankenswerterweise bereiterklärte alle Orgeln vorzustellen, gingen die TeilnehmerInnen gemeinsam auf klangliche Entdeckungsreise. Auf den ersten Blick wenig spektakulär, entpuppte sich die Orgel als farbenfrohes Kleinod, bestens geeignet für Literatur des 19. Jahrhunderts. Natürlich lässt sich auch Musik anderer Epochen auf Instrumenten dieser Zeit spielen. Herr Rascher demonstrierte, dass auch barocke Literatur darstellbar ist und was bei der klanglichen Umsetzung zu beachten ist. Der technische Zustand des Instrumentes könnte noch verbessert werden. So obliegt es der Gemeinde sich des Wertes der Orgel bewusst zu machen und sich ihren musikalischen Schatz zu bewahren.

Zum Mittagessen kehrte die Gruppe in der Brauereigaststätte Göller in Zeil am Main ein, gute fränkische Küche in gemütlichem Ambiente.

Zweite Station war die Wallfahrtskirche Maria Limbach, eines der letzten Bauwerke Balthasar Neumanns. Der helle Raum mit Rundumempore wirkt wuchtig, reich ausgestattet im Stil des Rokokos. Es erinnert sehr an die Abteikirche Neresheim. Hier hatte Herr Rascher quasi ein Heimspiel, die einmanualige Orgel von Johann Philipp Seuffert von 1756 mit 16 Registern kennt er in- und auswendig. Es ist die größte erhaltene Orgel Seufferts, 1998 wurde sie von Orgelbau Vleugles (Hardheim) restauriert und präsentiert sich in gutem Zustand. Trotz Einmanualigkeit steht die Orgel größeren Instrumenten in nichts nach. Es finden sich vielfältige Grundstimmen in unterschiedlicher Klangcharakteristik, Klangkronen sorgen für einen festlichen barocken Klang. Die Traktur erlaubt eine sensible und differenzierte Ansprache der Pfeifen. Einige Teilnehmer versuchten sich als Kalkanten, eine gar nicht so leichte, vor allem aber anstrengende Aufgabe.

Die Ritterkapelle in Hassfurt ist auf Grund ihrer Ausmaße mehr Kirche als Kapelle, sie ist die älteste Wallfahrtskirche im Bistum Würzburg. Die prachtvolle Akustik hat Kathedralcharakter. Organologisch schließt sich der Kreis zum Anfang des Tages, klanglich geht es wieder in die romantische Klangwelt des 19. Jahrhunderts. Balthasar Schlimbach baute 1890 ein zweimanualiges Instrument mit 20 Registern, angesteuert mit Kegelladen. In den Jahren 2010/2011 wurde es durch die Orgelbauwerkstätte Andreas Hemmerlein aus Cadolzburg generalüberholt. Die Zungenstimmen klingen eher französisch-kernig als deutschromantisch-lieblich. Insofern eignet sich die Orgel auch gut für französische Musik des 19. Jahrhunderts. Eine Fülle von 16‘ und 8‘-Registern erlauben feinste dynamische Nuancierung, ein Schwellwerk ist nicht vorhanden, man vermisst es aber auch nicht. Herr Rascher demonstrierte mit der Introduktion und Passacaglia d-Moll von Max Reger, dass mit einer ausgefeilten Registrierung auch ohne Spielhilfen ein nahtloses Crescendo funktioniert. Im Laufe des Tages nahm die Scheu der Teilnehmer ab und immer mehr OrganistInnen trauten sich zum Ausprobieren an die Instrumente.